Dem Gesundheitskiosk in Chorweiler droht der soziale Kahlschlag
Der Gesundheitskiosk in Köln-Chorweiler ist eine Erfolgsgeschichte. Hier bekommen Menschen, die oft keinen einfachen Zugang zum regulären Gesundheitssystem haben, medizinische Beratung, Unterstützung bei bürokratischen Hürden und Hilfe im sozialen Bereich. Für viele Bewohner:innen – insbesondere ältere Menschen, Migrant:innen und wirtschaftlich benachteiligte – ist er eine unverzichtbare Anlaufstelle.
Die Situation in Köln-Chorweiler: Finanzierung gesichert - aber noch keine langfristige Lösung
Nach einem Beschluss des Kölner Stadtrats wird die Finanzierung für die nächsten drei Jahre gesichert. Damit bleibt diese wichtige Anlaufstelle für viele Menschen in Chorweiler erhalten – vorerst.
Doch eine mittelfristige Sicherung ersetzt keine langfristige Strategie. Ohne eine dauerhafte Finanzierung bleibt die Zukunft der Gesundheitskioske ungewiss, und der dringend benötigte Ausbau in weiteren Stadtteilen wie Meschenich oder Ostheim rückt in weite Ferne. Wir begrüßen den Schritt, fordern aber eine nachhaltige Lösung, die über die nächsten drei Jahre hinausgeht!
Ein bewährtes Modell in Gefahr
Gesundheitskioske wurden erstmals 2017 in Hamburg-Billstedt als Modellprojekt eingeführt. Ihr Ziel: Niedrigschwellige Gesundheitsberatung und präventive Versorgung für sozial benachteiligte Gruppen. Besonders Menschen mit Sprachbarrieren oder mangelnder Gesundheitskompetenz profitieren von den Kiosken. Sie helfen nicht nur bei akuten gesundheitlichen Fragen, sondern begleiten ihre Besucher:innen auch bei der Suche nach passenden Fachärzten, unterstützen bei Krankenkassenanträgen und bieten Präventionsmaßnahmen an.
Das Konzept wurde von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach auf die politische Agenda gesetzt. Er plante im Rahmen des Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetzes (GVSG), bundesweit 1.000 Gesundheitskioske zu etablieren. Finanziert werden sollten sie zu 74,5 % von den gesetzlichen Krankenkassen, zu 5,5 % von privaten Krankenversicherungen und zu 20 % von den Kommunen. Doch dieser Plan scheiterte am Widerstand der FDP sowie von Teilen der Krankenkassen, die die Kioske als „Bürokratieaufblähung“ bezeichneten. Im aktuellen Gesetzesentwurf sind die Gesundheitskioske daher nicht mehr enthalten – eine vertane Chance.
Die Bedrohungslage: Finanzielle Unsicherheit gefährdet Gesundheitsversorgung
Aktuell gibt es in Deutschland nur rund 60 Gesundheitskioske – viel zu wenige, um die bestehenden Versorgungslücken zu schließen. Die bestehenden Kioske stehen auf finanziell wackeligen Beinen. In Chorweiler ist die Finanzierung nur auf kurze Sicht gesichert, eine langfristige Perspektive fehlt.
Die FDP lehnt eine Mitfinanzierung durch Krankenkassen ab, Kommunen wie Köln stehen unter enormem Haushaltsdruck. Doch wenn die Kommunen sich zurückziehen, droht vielen Kiosken das Aus. Die Leidtragenden sind die Menschen, die auf diese Anlaufstellen angewiesen sind – und langfristig die gesamte Gesellschaft. Denn weniger Prävention und Beratung führen zu höheren Kosten im Gesundheitswesen und einer stärkeren Belastung von Notaufnahmen und Kliniken.
Gesundheitskioske retten, statt kürzen – Weil soziale Gerechtigkeit nicht verhandelbar ist!
Gesundheitskioske sind kein Luxus, sondern ein notwendiges Instrument, um Menschen unabhängig von Einkommen, Herkunft oder Bildung Zugang zur Gesundheitsversorgung zu ermöglichen. Sie entlasten Hausarztpraxen, reduzieren Notfälle und sparen langfristig hohe Kosten für das Gesundheitssystem. Prävention ist günstiger als Nachsorge.
Gerade in strukturell benachteiligten Vierteln wie Meschenich, Ostheim oder Seeberg könnten Gesundheitskioske eine Schlüsselrolle spielen. Hier leben viele Menschen mit geringem Einkommen und schlechter Gesundheitsversorgung. Wenn Gesundheitskioske geschlossen oder nicht ausgebaut werden, bedeutet das mehr Krankheitsfälle, mehr Notaufnahmen und höhere Sozialausgaben.
Gesundheitskioske sind eine Investition in unsere Gesellschaft und unseren sozialen Frieden. Sie bieten nicht nur medizinische Versorgung, sondern helfen auch, soziale Ungleichheit abzubauen. Wir brauchen nicht weniger, sondern mehr dieser Einrichtungen – und zwar mit einer soliden, dauerhaften Finanzierung durch Bund, Länder und Krankenkassen.
Die Stadt Köln sollte sich aktiv für den Erhalt und Ausbau der Gesundheitskioske einsetzen. Die Bundesregierung muss das ursprüngliche Konzept von Lauterbach wieder aufnehmen und eine verbindliche Finanzierung sicherstellen. Denn klar ist: Ohne Gesundheitskioske werden die Kosten für das Gesundheitssystem langfristig steigen – und vor allem die sozial Schwächsten werden darunter leiden.
Kommentare (0)
Zu diesem Beitrag wurde noch kein Kommentar abgegeben.