Zum Hauptinhalt springen

Straßenkunst willkommen in Köln?

Es begann mit der Neufassung der Kölner Stadtordnung in der letzten Ratssitzung. Hier wurden verschärfte Maßnahmen beschlossen, um das Domumfeld zu beruhigen. Heftiger Auslöser waren die sogenannten Flaggenmaler, die bis zu 64 qm groß die Domplatte mit Flaggen bemalen und so Einnahmen generieren, indem die vorbeiziehenden Menschen Münzen auf ihre jeweilige Flagge legen. Da die Ölkreide häufig mit Cola gemischt wurde, um ein permanenteres Ergebnis zu erzielen, klagte auch der Kölner Dom über erhöhten Reinigungsaufwand des Bodens der Bahnhofskapelle. Zudem kam es immer wieder zu aggressiven Betteleien und Kämpfen um die besten Flaggenmalplätze.

Problem erkannt, aber wie gebannt?

In der Ratssitzung gab es dann einige Paragraphenänderungen der Stadtordnung, die am Ende zur Folge hatten, keinerlei Straßenkunst mehr im Domumfeld und in der Altstadt zu tolerieren – bis auf die wenigen ausgewiesenen Plätze.

Mit einem Änderungsantrag hatte die Ratsgruppe versucht, die Flaggenmaler zu verhindern, jedoch Musik und Schauspiel weiterhin zuzulassen.

In einer wilden Debatte und Paragraphenschlacht – und heiteren Rückfragen seitens der FDP, ob es überhaupt Straßenkunst gibt und dort nicht nur „singende La Cucaracha“ auftreten –, wurde nicht verstanden, welcher Schatz uns hier verdorben wird. Unser Änderungsantrag wurde am Ende abgelehnt.

Doch was macht unsere Innenstadt und das Domumfeld eigentlich attraktiv?
Die Mischung macht es.
Die Mischung aus historischen Gebäuden, Einkaufsmeile und eben Straßenkunst.

Immer mehr Geschäfte in der Innenstadt geben auf – wegen zu hoher Mieten, dem Internet und sinkender Kaufkraft.
Seit Jahren dominieren große Ketten und eine immer monotoner werdende Produktpalette, wie Süßigkeitenläden in Masse.

Händeringend sucht man nach Maßnahmen, diesen Zustand zu ändern und den Bereich wiederzubeleben und positiv erscheinen zu lassen.

Straßenkunst dort so einzuschränken und in Teilen sogar zu verbieten, ist der falsche Weg.

Henriette Reker lobte vor Kurzem noch Köln als „vielleicht die europäische Kunst- und Kulturmetropole“.
Doch sie wird immer weniger divers und auch im Zuge sinkender Gelder für die freie Szene im kommenden Haushalt anhaltend elitärer.

Straßenkünstler sollen in Köln willkommen sein, die Stadt eine Bühne, die Menschen an Kultur herangeführt werden, denn dies ist am Ende allen dienlich.
Wer Musik und Schauspiel, Artistik usw. erst erleben kann, wenn man Eintritt bezahlt und durch eine Tür getreten ist, hat größere Hemmungen, diese überhaupt zu öffnen.

Das Leben findet mehr und mehr draußen statt, und Köln möchte sich als Weltstadt präsentieren.

Doch wie löst man das Problem, dass es natürlich berechtigte Bedarfe und Sorgen mehrerer Seiten gibt?

Weder wollen wir Bettelei, die sich als vermeintliche Kunst verkauft, noch Anwohnende nerven mit vier Stunden E-Gitarre unterm Fenster.

Ein Casting, wie es manche Städte betreiben, erscheint uns abwegig, denn wer soll das entscheiden?
Aber eine Lizenz ist eine Möglichkeit.
Diese soll simpel ausgehändigt werden, sechs Monate gültig sein und ermöglichen, Straßenkunst zuzulassen und die genannten Probleme zu verhindern.
Um eine Lizenz zu erhalten, genügt ein Nachweis über die künstlerische Tätigkeit. Dieser kann erfolgen über eine Mitgliedschaft in der Künstlersozialkasse oder einem der vielen Verbände für Künstler*innen.

Zudem möchten wir das Verstärkerverbot aufheben. Wer einmal einer gut ausgespielten Blockflöte gelauscht hat, weiß, dass ein Lautsprecher bei max. 65 dB, um zum Beispiel eine Akrobatik-Performance zu untermalen, keinen großen Unterschied macht. Auch ein Keyboard braucht einen Verstärker, um überhaupt gespielt werden zu können.

Wir hoffen, dass unser Antrag in der kommenden Ratssitzung Zustimmung findet, um Köln tatsächlich zur Kunst- und Kulturmetropole werden zu lassen – und zu einer Stadt, die Kunst aller Sparten herzlich willkommen heißt.

Kommentare (0)

Zu diesem Beitrag wurde noch kein Kommentar abgegeben.

Beitrag kommentieren